Dynamisch. Zwei Fliegen mit einer Klappe haben die Jungs vom S.E.A.R.C/H (Secret Environment Anarchists - Chelsea/Hackney) in London erwischt, als sie am 13.09.2020 ihre wohl bisher größte Aktion gestartet haben.
In einem einzigen sog. 'Flashmob' wurden rund zwei Drittel des Themseufers mit Hilfe von tausenden Freiwilligen nicht nur von Abfall befreit, sondern auch hergerichtet. In völliger Missachtung jeder Bauvorschrift und ebenfalls unter Missachtung der eintreffenden Wasserschutzpolizei entstanden innerhalb weniger Stunden mehr als dreißig große Pontons, die auf Netzen voller leerer PET-Flaschen und diverser Fässer und ähnlichen Schwimmern basieren, die für Auftrieb sorgen. Auf den entstandenen Flächen wurden mit allen verfügbaren Mitteln Unterkünfte für Obdachlose geschaffen.
Die Aktivisten stellten Zelte, Wellblech-Aufbauten, hölzerne Gerüste und vieles andere mehr in Rekordzeit auf und schufen Tatsachen, denen sich die Behörden nun stellen müssen. Außerdem gingen mehrere hundert Personen die Ufer mit sog. Magnetangeln ab und trugen neben viel weiterem Müll eine beachtliche Sammlung von Waffen zusammen, die der Polizei bei ihrem Eintreffen übergeben wurde. Ein Polizeisprecher kommentierte dies folgendermaßen: 'Wenn diese Leute so weiter angeln, werden wir gar keine Zeit haben, uns um diese Boote (Anm.: gemeint sind die Ponton-Flächen) zu kümmern, weil wir jahrelang zurückliegende Verbrechen aufzuklären haben.' Ein Sprecher von S.E.A.R.C/H erklärte unterdessen die Aktion als längst nicht abgeschlossen.
Es werde weitere Sammelaktionen geben, bei denen auch die Obdachlosen mit einbezogen und für ihre Umwelt sensibilisiert werden sollen. So plant das Aktionsbündnis im Tausch gegen mit Themsenmüll gefüllte Müllsäcke Hilfspakete zu verteilen, die warme Kleidung, Konserven und weiteres enthalten sollen. Der maskierte Sprecher bringt es auf Punkt: 'Da wir uns nicht an geltende Gesetze halten, werden die Hilfspakete vielleicht ein paar Dinge enthalten, die man gebrauchen kann, um es sich gemütlich zu machen. Ein paar Joints mit gutem Gras, ein paar Spraydosen, um gelegentlich seine Meinung zum Ausdruck bringen zu können... Wir haben ja nicht umsonst Anarchie in unserem Namen.' Ein paar Ideen, wo man den gesammelten Müll abladen kann, gibt es auch schon. Relativ weit oben auf der Liste stehen als wir nachfragen ein bekanntes Fußballstadion, Schottland Yard und eine wichtige Zufahrtsstraße zur Londoner Innenstadt, die lieber nicht ganz genau genannt werden soll.
(dma)